Chile und Deutschland: Die bilateralen Beziehungen

August 14th, 2011 | Chile Allgemein

Politische Beziehungen zwischen Chile und Deutschland:
Im Jahr 2003 wurde das Assoziierungsabkommen mit Chile und der Europäischen Union vom chilenischen Parlament ratifiziert, mit dem Ziel, die Handels- und politischen Beziehungen zwischen den Ländern voranzubringen und zu vertiefen. Diesem Abkommen geht eine geschichtliche Entwicklung voraus.

Sie beginnt im Jahr 1541 mit der Eroberungsexpedition unter Pedro de Valdivia, bei der der erste Deutsche – Bartholomäus Blumen – nach Chile gelangte. Es folgten viele Einwanderungen von Deutschen in den Süden Chiles, die mit dem Einwanderungsprogramm Chiles 1852 ihren Höhepunkt erlangten. Erste diplomatische Beziehungen wurden 1833 aufgenommen und blieben ohne Unterbrechung bis 1943 bestehen. Während des 2.Weltkrieges wanderten sehr viele Deutsche nach Chile aus, insbesondere Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Die diplomatischen Beziehungen wurden im Jahr 1951 wieder aufgenommen und deutsche Politiker wie Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder setzten sich ab den 70er Jahren aktiv für die Wiedererlangung der Demokratie in Chile ein.

1990 kehrte Chile zur Demokratie zurück, womit die bilateralen Beziehungen in allen Bereichen zwischen Chile und Deutschland wieder aufgenommen werden konnten. Seither sind diese in allen Bereichen hervorragend ausgebaut und es fand ein reger gegenseitiger Besucheraustausch von Politikern und Diplomaten statt. Sowohl die Aufnahme von Exilchilenen während den Zeiten der Diktatur von Deutschland als auch die Leistungen deutscher Einwanderer und das Engagement von deutschen Wissenschaftlern und Experten aller Bereiche in Chile finden höchste Anerkennung in beiden Ländern.
Eine enge Zusammenarbeit besteht in folgenden Bereichen: Reform des Sicherheitsrates, Kampf gegen Armut, Demokratie, Belange der Antarktis, Umweltschutz, Rüstungskontrolle, Kampf gegen Drogenhandel, menschliche Sicherheit und Menschenrechte.


Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Chile und Deutschland:
Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Chiles innerhalb der Europäischen Union. Was Chile für deutsche Unternehmen interessant macht, sind die günstigen Rahmenbedingungen. Dazu gehören die politische Stabilität, eine verlässliche Wirtschaftspolitik und Gesetzgebung sowie die geringe Korruption.

Nach Chile werden hauptsächlich exportiert:
Technische Fahrzeuge, Automobile, Maschinenbauerzeugnisse, chemische Produkte, elektrotechnische, medizinische und fotografische Geräte, Mess- und Regeltechnik sowie Fertigwaren aus Metall, Stahl, Papier und Holz.

Aus Chile werden importiert:
Kupfer und Kupfererzeugnisse, Obst, Gemüse, Säfte und Konserven, Fisch und Fischprodukte, Fleisch, Wein sowie Holz, Papier und Zellulose.

Die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit zwischen Chile und Deutschland wurde in den letzten Jahren verstärkt. Im Jahr 2010 wurde beispielsweise ein Fraunhofer Center für Systemtechnologie in Chile gegründet, dem verschiedene Forschungspartner angeschlossen sind wie die CORFO, das Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Ökologie, die Pontificia Universidad Catolica de Valparaiso, die Universidad del Talca und die Fundacion Chile.


Deutsche Direktinvestitionen:
In der letzten Zeit haben deutsche Investitionen in Chile bei Infrastrukturvorhaben gute Erfolge erzielt. Sie finden sich hauptsächlich in der Agroindustrie, im Mineralabbau und in der Immobilienbranche.


Entwicklungspolitische Zusammenarbeit zwischen Chile und Deutschland:
Die Entwicklungszusammenarbeit zwischen Chile und Deutschland erfolgt schwerpunktmäßig in den Bereichen Erneuerbare Energien/ Energieeffizienz. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wird zukünftig mit günstigen Darlehen und Zuschüssen Investitionen in diesem Bereich fördern. Chile wird von Deutschland beim Ausbau des eigenen Engagements als „Gebernation“ unterstützt.
Die chilenische Organisation Agencia de Cooperacion International stellt Drittstaaten Südamerikas Konzepte und Erfahrungen aus der bilateralen Zusammenarbeit mit Deutschland zur Verfügung. Neben der Durchführung von vielen Kleinstprojekten konzentriert sich die Deutsche Botschaft in Chile beispielsweise auf die von Erdbeben betroffenen Regionen. Im Vordergrund stehen auch Programme zur Förderung von Erneuerbaren Energien.


Kulturelle Beziehungen:
Die bilateralen kulturellen Beziehungen zwischen Chile und Deutschland konzentrieren sich hauptsächlich auf wissenschaftliche Kontakte zwischen Universitäten und Forschungseinrichtungen beider Länder, auf die Arbeit des Goethe-Instituts und die Förderung von deutschen Schulen. Exilchilenen, deutschstämmige Chilenen, Humboldt-Stipendiaten und Absolventen von deutschen Schulen leisten bedeutende Beiträge für die bilateralen Beziehungen. In Chile existieren 21 geförderte deutsche Schulen mit einem hervorragenden Ruf. Es wird dort Deutsch als Ergänzungssprache unterrichtet und eine Schule in Santiago besitzt einen durchgehenden muttersprachlichen Zweig, der zu einer deutschen Abiturprüfung führt. Außerdem wurden fünf chilenische Partnerschulen gewonnen, mit denen ein reger Austausch stattfindet. Chilenische und deutsche Hochschulen kooperieren unmittelbar mit einem Netz von Kontakten und Vereinbarungen. 2009 wurde von der Hochschulrektorenkonferenz und der chilenischen Consejo de las Universidades Chilenas ein Abkommen zur Errichtung von sechs Promotionkollegs unterzeichnet, die den wissenschaftlichen Austausch und die Anerkennung der Titel in beiden Ländern ermöglichen.
Erwähnenswert sind in dem Zusammenhang auch das Goethe-Institut Santiago als profiliertes Kulturzentrum sowie das 2009 in Chile eröffnete Heidelberg-Center für Lateinamerika mit den Fakultäten medizinische Physik, medizinische Informatik, Geowissenschaften und Astronomie für Postgraduierte.