Abfindung in Chile – Arbeitsrecht

März 13th, 2018 | Arbeiten in Chile

 

Immer wieder gibt es sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite offene Fragen bei der Beendigung eines Arbeitsverhältnisses in Chile. So zum Beispiel zu dem Thema Abfindung in Chile.
 
Im Folgenden sollen die wichtigsten rechtlichen Fragen dazu beantwortet werden.
 
Was ist eine Abfindungszahlung?
Dabei handelt es sich um einen Geldbetrag, der dem Arbeitnehmer von seinem Arbeitgeber bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses geleistet wird, wobei der Arbeitnehmer einen seiner Rechtsansprüche geltend machen muss, die ihm das Recht auf eine Abfindungszahlung verleihen, ausgenommen, wenn diese Zahlung bereits im Arbeitsvertrag festgelegt wurde.

Die Abfindungszahlung steht dem Arbeitnehmer nicht zu, wenn es sich bei dem Kündigungsgrund um einen der in Artikel 160 des chilenischen Arbeitsgesetzbuches (Código del Trabajo chileno“) vorhandenen handelt: schlechtes Arbeitsverhalten seitens des Arbeitnehmers, Schädigungen der Firma seinerseits, ungerechtfertigtes Unterlassen oder Aufgeben seiner Aufgaben, etc.
 
Auf welche Art von Abfindungszahlungen hat ein Arbeitnehmer in Chile einen Anspruch?

a) Entschädigung für die Nichteinhaltung der Kündigungsfrist („sustitutiva del aviso previo“)

b) Abfindung der jährlichen Feiertage bzw. Urlaubstage.

c) Abfindung nach Jahren der Betriebszugehörigkeit.

 
a) Worum handelt es sich bei der der Entschädigung für die Nichteinhaltung der Kündigungsfrist?
Dabei handelt es sich um die Zahlung unter folgenden Umständen:
Bei Beendigung des Vertrages aus Notwendigkeit des Unternehmens, ohne dass der Arbeitgeber den Arbeitnehmer über diese Beendigung mit mindestens 30 Tagen Vorgriff benachrichtigt hat.
Der Betrag dieser Abfindungszahlung ist äquivalent zum letzten vom Arbeitnehmer erhaltenden Monatslohn.
 
b) Worum handelt es sich bei der Abfindungszahlung der jährlichen Feiertage bzw. Urlaubstage?
Diese muss gezahlt werden, wenn der Arbeitnehmer aus irgendeinem Grund die Firma verlässt, ohne Anspruch auf seine ihm jährlich zustehenden Urlaubstage gemacht zu haben.

Die Zahlung entspricht der vollständigen Vergütung für die Urlaubstage, von welchen der Arbeitnehmer keinen Nutzen gemacht hat.
War der Arbeitnehmer kürzer als ein Jahr in der Firma tätig und hat somit keinen Anspruch auf Urlaubstage, so wird die Abfindungszahlung in verhältnismäßiger Weise zu der Zeit, die zwischen der Beschäftigung und der Beendigung der Beschäftigung liegt, berechnet.

 
c) Worum handelt es sich bei der Abfindung nach Jahren der Betriebszugehörigkeit?
Es handelt sich um eine Zahlung, die dem Arbeitnehmer gegenüber geleistet wird, wenn der Arbeitsvertrag aus Notwendigkeit des Unternehmens beendet wird.
Sie entspricht einem Monatslohn für jedes geleistete Dienstjahr und für die über den Zeitraum von mehr als sechs Monaten kontinuierlich erbrachten Dienstleistungen durch den Arbeitnehmer.
Diese Abfindungszahlung hat eine Obergrenze für elf Jahre.

 
Was passiert, wenn der Arbeitnehmer ohne Abfindung entlassen wird?
Zu beachten ist, dass dem Arbeitnehmer, bei einer gerechtfertigten Geltendmachung einer der in Artikel 160 des chilenischen Arbeitsgesetzbuches festgeschriebenen Gründe, kein Recht auf eine Abfindung zusteht.
Sollte der Arbeitnehmer aus einem dieser Gründe entlassen werden und erhält er diese Entlassung als unrechtmäßig, unzulässig oder ungerechtfertigt oder sollte keiner dieser Gründe geltend gemacht worden sein, so kann er innerhalb einer Frist von 60 Werktagen ab dem Tag der Entlassung vor das chilenische Arbeitsgericht gehen.
Sollte das Gericht erklären, dass die Entlassung unrechtmäßig, unzulässig oder ungerechtfertigt war oder ohne jeglichen plausiblen Grund getroffen wurde, so muss der Arbeitgeber die „Abfindung nach Jahren der Betriebszugehörigkeit“ und diejenige für „die Nichteinhaltung der Kündigungsfrist“ zahlen, zuzüglich einer Erhöhung in Hinblick auf die „Abfindung nach Jahren der Betriebszugehörigkeit“, welche im Artikel 168 des chilenischen Arbeitsgesetzes festgelegt ist.

 
Wie wird die Abfindung in Chile berechnet?
Die Abfindung wird nach dem letzten erhaltenen Monatslohn berechnet. Das Gesetz sieht vor, dass der letzte Monatslohn den gesamten Betrag umfasst, den der Arbeitnehmer zum Zeitpunkt der Vertragsbeendigung für die Erbringung der Dienstleistungen erhält, einschließlich Sozialversicherungsbeiträge des Arbeitsnehmers oder der Gehaltszulagen und der in Geld ermessbaren erhaltenen Güter.
Diese Berechnung beinhaltet weder die gesetzliche Familienzulage, die Zahlung von Überstunden, noch die sporadisch oder einmal jährlich gewährten Zulagen, wie Boni oder Weihnachtsgeld, z. B. an Weihnachten oder nationalen Feiertagen. Ausnahmsweise wird ein solcher Bonus mit einberechnet im Falle seiner monatlichen Auszahlung.

 
Was versteht man unter der Beendigung des Arbeitsverhältnisses („finiquito“)?
Darunter wird ein zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer unterschriebenes Dokument verstanden, gemäß welchem das Arbeitsverhältnis beendet wird. Durch dieses Dokument erfolgt die Tilgung der Geldschulden und anderer daraus folgender Leistungen.
Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses muss innerhalb von zehn Werktagen nach der Entlassung durch den Arbeitgeber übergeben werden, welcher dem Arbeitnehmer anschließend den zuständigen Betrag zahlen muss. Nichtsdestotrotz kann diese Zahlung ebenso als Ratenzahlung zwischen den beiden Parteien festgelegt werden.

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